
Studie: Ausgebeutete Helden?
Eine Studienreihe von Matthew L. Stanley und Aaron C. Kay, die im Vorjahr im Journal of Personality and Social Psychology veröffentlicht wurde, untersuchte die unbeabsichtigten negativen Auswirkungen der "Heroisierung" bestimmter Berufsgruppen wie Lehrer, Pflegekräfte und Militärangehörige. Obwohl die Bezeichnung dieser Berufsgruppen als "Helden" Anerkennung und Wertschätzung ausdrücken soll, zeigen die Ergebnisse, dass diese Heroisierung paradoxerweise zu Ausbeutung im beruflichen Kontext führen kann.
Methode
Die Autoren führten eine Reihe von neun präregistrierten Studien mit insgesamt über 2.000 Teilnehmenden durch, um die Auswirkungen der Heroisierung auf die Wahrnehmung und Behandlung von Berufsgruppen wie Lehrern, Pflegekräften und Militärangehörigen zu untersuchen. Dabei kamen korrelative, quasi-experimentelle und experimentelle Designs zum Einsatz.
Die Studien zielten darauf ab, die Erwartungen und Einstellungen gegenüber diesen Berufsgruppen in Bezug auf unbezahlte Mehrarbeit, den Verbleib des "Helden"-Labels nach einem Berufswechsel und die Unterstützung ausbeuterischer politischer Maßnahmen zu erfassen.
Ergebnisse
Die Ergebnisse der Studien zeigen, dass die Heroisierung dieser Berufsgruppen
- Erwartungen verstärkt, dass diese Fachkräfte bereitwillig zusätzliche Arbeit ohne entsprechende Vergütung übernehmen.
- dazu führt, dass der "Heldenstatus" auch nach einem Berufswechsel bestehen bleibt. Beispielsweise wird von ehemaligen Militärangehörigen erwartet, dass sie in zivilen Berufen mehr unbezahlte Aufgaben übernehmen, da sie weiterhin als heroisch wahrgenommen werden.
- die Ablehnung ausbeuterischer politischer Maßnahmen wird durch die Heroisierung verringert, da angenommen wird, dass "Helden" solche Bedingungen freiwillig akzeptieren.
Schlussfolgerungen
Die Autoren argumentieren, dass die Heroisierung dieser Berufsgruppen letztlich zu einer Verschlechterung ihrer Arbeitsbedingungen führt, indem sie die Öffentlichkeit dazu bringt, ihre Ausbeutung zu tolerieren oder sogar zu unterstützen. Diese Erkenntnisse werfen ein kritisches Licht auf die Praxis, bestimmte Berufsgruppen als "Helden" zu bezeichnen, und regen dazu an, die tatsächlichen Bedürfnisse und Herausforderungen dieser Fachkräfte stärker zu berücksichtigen.
Foto von Esteban López auf Unsplash