Für Einsatzkräfte und Angehörige

Traumabehandlung

Nahezu alle Einsatzkräfte werden im Laufe Ihres Arbeitslebens mit potentiell traumatischen Erlebnissen konfrontiert. In solchen Fällen treten häufig akute Belastungsreaktionen auf, die sich meistens von selbst wieder zurückbilden. Auch eine Akut- bzw. Einsatznachbetreuung kann wesentlich zur Bewältigung besonders herausfordernder Einsätze beitragen. Oft benötigt es dann keine weiteren Maßnahmen, um die Einsatzerlebnisse gut zu verarbeiten.

Mit der Anzahl und Schwere besonders herausfordernder Einsätze steigt allerdings das Risiko, dass Symptome über längere Zeit bestehen bleiben. Auch besonders gravierende Einsatzerlebnisse oder private Belastungen, die zusätzlich bewältigt werden müssen, können das Risiko für länger bestehende Traumafolgeerkrankungen erhöhen.

In der psychologischen Traumabehandlung kommen spezielle klinisch-psychologische Methoden zur Anwendung, die nachweislich zur Verarbeitung von traumatischen Einsatzerlebnissen beitragen und Symptome effektiv reduzieren können. Die Behandlung kann in meiner Praxis in Wien oder nach Vereinbarung an anderen Orten stattfinden. Einzelne Teile einer Behandlung können auch online durchgeführt werden. Eine ausschließliche Behandlung im online-Setting ist nicht möglich.

Wie äußern sich Traumafolgeerkrankungen?

Typisch für Traumafolgeerkrankungen ist, dass es in Folge eines oder mehrerer belastender Erlebnisse zu länger anhaltenden Symptomen kommt. Als "Faustregel" kann hier eine Dauer von mehr als 4 Wochen angenommen werden. Die genaue Art und Dauer der Symptome unterscheidet sich je nach Erkrankung.

Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)

Die PTBS ist durch folgende Symptome gekennzeichnet:

  • Wiedererleben des traumatischen Ereignisses: z.B. sich aufdrängende Bilder, Geräusche, Gerüche, Alpträume oder Erinnerungen an das Ereignis
  • Vermeidungsverhalten: z.B. Vermeiden von Gedanken, Erinnerungen, Situationen, Orten, Personen oder Aktivitäten, die mit dem Erlebnis in Zusammenhang stehen oder auch Vermeiden von Gesprächen über das Erlebte
  • anhaltendes Bedrohungserleben: z.B. Schreckhaftigkeit, Gereiztheit, körperliche Überaktivierung

In den meisten Fällen treten diese Symptome zeitlich unmittelbar nach dem Erleben eines (subjektiv) sehr bedrohlichen oder schrecklichen Ereignisses bzw. einer Serie von Ereignissen auf. Seltener kann es allerdings auch zu einem verzögerten Beginn kommen. In solchen Fällen treten die Symptome mitunter erst Monate oder sogar Jahre nach dem Ereignis auf.

Eine PTBS wird erst diagnostiziert wenn die Symptome für mindestens ca. 4 Wochen bestehen.

Komplexe posttraumatische Belastungsstörung (kPTBS)

Die kPTBS umfasst die Symptome einer PTBS. Zusätzlich kommt es zu:

  • Schwierigkeiten bei der Regulation von Emotionen: erhöhte Reizbarkeit und Wut oder  verminderte emotionale Schwingungsfähigkeit
  • Veränderungen im Selbstbild: negatives Bild von einem selbst (z.B. sich als wertlos oder als Versager empfinden) oder tiefgreifende Gefühle von Scham, Schuld und Versagen
  • interpersonelle Schwierigkeiten: Schwierigkeiten, Beziehungen aufrechtzuerhalten oder sich anderen nahe zu fühlen

Die kPTBS tritt zumeist (aber nicht nur!) in Folge lang anhaltender oder sich wiederholender Ereignisse auf, denen man nur schwer oder gar nicht entkommen kann, wie z.B. Folter, Gefangenschaft, lang anhaltende häusliche Gewalt, wiederholter sexueller oder körperlicher Missbrauch.

Dissoziative Störungen

Dissoziative Störung ist ein Überbegriff für verschiedene Phänomene, bei denen es zu Beeinträchtigungen der Realitätswahrnehmung oder der Wahrnehmung der eigenen Person kommen kann.

In Zusammenhang mit traumatischen Erlebnissen können beispielsweise dissoziative Amnesien auftreten, bei denen Teile des traumatischen Erlebnisses oder auch das gesamte Ereignis nicht mehr erinnert werden können.

Dissoziative Störungen können sich aber auch in verschiedenen körperlichen Beschwerden (z.B. medizinisch nicht erklärbare Missempfindungen und Bewegungsstörungen bis hin zu Lähmungserscheinungen) oder Veränderungen der Realitätswahrnehmung (z.B. Gefühl, dass die Umgebung "unwirklich" ist, sich wie betäubt fühlen) äußern.

In sehr seltenen Fällen kann es nach dem Erleben schwerster Traumatisierungen auch zu sogenannten strukturellen dissoziativen Störungen kommen. Dabei können Teile der Persönlichkeit "abgespalten" werden oder sich sogar mehrere Persönlichkeiten mit jeweils eigenen Verhaltensweisen und eigenem Gedächtnis entwickeln.

Wichtig ist, dass einzelne dissoziative Phänomene durchaus auch im Alltag oder als Folge akuter Belastungen auftreten können, selbst wenn kein Trauma vorliegt.

Ob eine dissoziative Störung vorliegt bedarf daher immer einer genauen Abklärung durch speziell ausgebildete Klinische Psycholog:innen, Psychotherapeut:innen oder Psychiater:innen.

Weitere Erkrankungen

Traumatische Erlebnisse können auch mit einem erhöhten Risiko für Depressionen, Ängste, Suchterkrankungen, psychologisch bedingte körperliche Beschwerden und andere psychische Erkrankungen verbunden sein. Mitunter kommt es auch zu einem gleichzeitigen Auftreten mehrerer Störungsbilder.

Selbstchecks

Ob eine Traumafolgeerkrankung vorliegt kann nur im Rahmen einer genauen diagnostischen Abklärung festgestellt werden. Die anonymen Selbstchecks ermöglichen eine niederschwellige Rückmeldung, ob eine solche Abklärung empfehlenswert ist.

Wie läuft eine psychologische Traumabehandlung ab?

Prinzipien

Eine Traumabehandlung umfasst immer ein ausführliches Erstgespräch in einer sicheren, wertschätzenden und einfühlsamen Gesprächsatmosphäre.

Im Rahmen der gesamten Behandlung entscheiden Betroffene zudem immer selbst, was genau sie berichten möchten, welche Erlebnisse bearbeitet werden sollen und wie sehr Sie sich auf den Prozess einlassen möchten. Zu keinem Zeitpunkt werden sie gezwungen oder gedrängt, über belastende Erlebnisse zu reden.

Um zielführende Entscheidungen treffen zu können, werden Betroffene außerdem laufend über sämtliche Schritte und Erkenntnisse transparent informiert und in jeden Schritt der Behandlungsplanung aktiv miteinbezogen.

Phasen

Eine Traumabehandlung verläuft typischerweise in verschiedenen Phasen. Zu Beginn steht vor allem eine erste Orientierung im Vordergrund, die eine ausführliche Anamnese und eine präzise diagnostische Abklärung umfasst. Neben Gesprächen kommen dabei auch Fragebögen und andere diagnostische Tools zum Einsatz. Dies ist die Voraussetzung für eine effektive Behandlung.

Außerdem werden bereits von Beginn an Techniken und Tools zur Stabilisierung vermittelt, um den Umgang mit den akuten Symptomen einer Traumafolgeerkrankung zu erleichtern.

Sofern zielführend und erwünscht erfolgt dann eine Phase der Traumabearbeitung, die zum Ziel hat, das traumatische Erlebnis zu verarbeiten. Zumeist kommt dabei die Methode des "Eye Movement Desensitization and Reprocessing" (EMDR) zur Anwendung. EMDR hat sich insbesondere in der Traumatherapie von Einsatzkräften sehr bewährt und ist ein evidenzbasiertes Therapieverfahren mit wissenschaftlich nachgewiesener Wirksamkeit.

In vielen Fällen kann die Therapie schließlich mit einer Neuorientierungphase beendet werden, die zum Ziel hat, das Erlebte in die eigene Biographie zu integrieren und den Blick in die Zukunft zu richten.

Was ist EMDR?

"Eye Movement Desensitization and Reprocessing" (EMDR) ist ein Therapieverfahren, dass vor allem bei Traumafolgeerkrankungen, aber auch in der Behandlung anderer psychischer Erkrankungen erfolgreich eingesetzt wird.

Ein wesentlicher Teil einer EMDR-Behandlung ist die sog. "bilaterale Stimulation" durch wechselnde Augenbewegungen, "Tapping" (wechselseitige kurze Berührungen an den Händen) oder durch wechselseitige akustische Töne während das traumatische Erlebnis bearbeitet wird.

EMDR ist trotz der im ersten Moment vielleicht ungewöhnlichen Art der Durchführung  erwiesenermaßen wirksam und wird in einschlägigen Behandlungsleitlinien zur Therapie der PTBS empfohlen.

Nähere Information zu EMDR finden Sie beispielsweise auf der Website der EMDR Fachgesellschaft Österreich.

Wie lange dauert eine psychologische Traumabehandlung?

Die Dauer eine Traumabehandlung ist individuell sehr unterschiedlich und hängt stark von der Anzahl und Schwere der traumatischen Erlebnisse, der Art der Traumafolgeerkrankung, der konkreten Lebenssituation und letztendlich von den individuellen Behandlungszielen der Betroffenen ab.

Gerade bei der Behandlung von Einsatzkräften in Zusammenhang mit einzelnen belastenden Einsätzen können bereits einige wenige Einheiten ausreichend sein. Dies ist erfahrungsgemäß häufig der Fall, wenn EMDR zur Bearbeitung einzelner belastender Erlebnisse angewandt werden kann.

In anderen Fällen kann der Therapieverlauf auch wesentlich länger dauern. Eine grobe Aussage über die zu erwartende Behandlungsdauer kann evtl. nach erfolgter diagnostischer Abklärung getätigt werden.

Rahmenbedingungen

Ort

  • in meiner Praxis in Wien oder
  • nach Vereinbarung an anderen Orten (z.B. Dienststelle)
  • einzelne Teile der Behandlung können evtl. online über eine verschlüsselte Videotelefonieplattform erfolgen. Eine ausschließliche online-Behandlung ist nicht möglich.

Verschwiegenheit

Die Inhalte unterliegen der Verschwiegenheit gemäß Psychologengesetz 2013.

Honorar

  • Das Honorar für eine Einheit (50 Minuten) im Einzelsetting beträgt 115 Euro.
  • Seit 1.1.24 bieten die Krankenversicherungsträger unter bestimmten Voraussetzungen einen Kostenzuschuss für die Inanspruchnahme klinisch-psychologischer Behandlungen. Nähere Informationen finden Sie hier.
  • Eine Verrechnung mit Ihrer Organisation ist nach entsprechender Abklärung und Vereinbarung möglich.

Ausfallsregelung

Ich bitte um Verständnis, dass vereinbarte Termine spätestens 24 Stunden vor dem Termin bei Verhinderung abgesagt werden müssen. Erfolgt keine bzw. eine verspätete Absage verrechne ich das volle Honorar. Keine Verrechnung erfolgt im Krankheitsfall gegen Vorlage einer entsprechenden ärztlichen Bestätigung.

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