Psychologische Beratung und Supervision können helfen, Traumatisierungen zu verarbeiten und persönlich daran zu reifen.

Studie: Die Konfrontation mit traumatischen Erlebnissen von Patient:innen wird häufig als belastend erlebt, bietet aber auch Chancen.

Pflegekräfte, Therapeut:innen, aber auch Übersetzer:innen und Menschen in anderen helfenden Berufen werden häufig mit den traumatischen Erlebnissen ihrer Patient:innen, z.B. im Rahmen von Patient:innengesprächen, konfrontiert. Eine soeben im Fachmagazin "Traumatology" veröffentlichte Studie einer Forschergruppe rund um Jennifer D. Deaton (University of North Carolina) kam zu dem Schluss, dass diese sog. "indirekten Traumatisierungen" häufig als belastend erlebt werden, aber auch mit positiven Aspekten verbunden sein können. Diese Erfahrungen werden als "posttraumatisches Wachstum" bezeichnet und können Anstoß für persönliche Weiterentwicklung geben.

Methode

Die Forscher:innen interessierten sich dabei vor allem für die Struktur dieser Wachstumserfahrungen. Aus diesem Grund analysierten sie im Rahmen einer Übersichtsarbeit bereits bestehende qualitative Forschungsarbeiten, um studienübergreifende "Dimensionen" posttraumatisches Wachstums zu identifizieren.

Ergebnisse

Einerseits zeigte der Großteil der analysierten Forschungsarbeiten, dass das Miterleben von traumatischen Patient:innenerfahrungen eine wesentliche emotionale Herausforderung für Menschen in helfenden Berufen darstellt. Dies kommt beispielsweise in negativen Gefühlen, belastenden Erinnerungen oder Verunsicherungen in Zusammenhang mit den eigenen Kompetenzen zum Ausdruck.

Andererseits können viele Helfer:innen diesen Erfahrungen aber auch Positives abgewinnen. Hierzu zählt beispielsweise eine höhere Wertschätzung für das Leben, das Erleben von Sinn und positiver Verantwortung für Patient:innen, ein stärkerer Fokus auf eigene soziale Beziehungen und die eigene Resilienz sowie das Miterleben der Entwicklung von Patient:innen.

Schlussfolgerungen

Die Studienautor:innen empfehlen, dass bereits in der Ausbildung von Helfer:innen Phänomene wie indirekte Traumatisierungen oder Methoden der eigenen Resilienzstärkung mehr Beachtung finden sollten. Darüber hinaus tragen aber auch Organisationen die Verantwortung, ein resilienzförderliches Organisationsklima zu priorisieren und entsprechende Unterstützungsangebote zu institutionalisieren. Nicht zuletzt sollten Themen des posttraumatischen Wachstums auch verstärkt im Rahmen von Beratungs- und Supervisionsangeboten Berücksichtigung finden.

Link zur Studie